Aus aktuellem Anlass möchte ich folgenden Gründungsaufruf teilen und ausdrücklich unterstützen:

Liebe Kollegin, lieber Kollege,

auch 100 Jahre nach der gesetzlichen Verankerung der Interessenvertretung behinderter Arbeitnehmer und 10 Jahre nach Inkrafttreten der UN-BRK in Deutschland ist die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung insbesondere im Arbeitsleben noch lange nicht selbstverständlich.

Bei Beginn und Beendigung von Arbeitsverhältnissen sowie der Ausgestaltung von Arbeitsplätzen für Beschäftigte mit Behinderung werden die Schutzvorschriften häufig nicht beachtet. Hier wirken die Schwerbehindertenvertretungen mit, dass Arbeitsbedingungen entsprechend den Bedürfnissen der behinderten Kolleginnen und Kollegen gestaltet werden. Damit wird die Grundlage für die gleichberechtigte Teilhabe auch am gesellschaftlichen Leben gesichert.

Hinzu kommt, dass die Erfordernisse für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Arbeitsleben in Gesetzen und andere Rechtsvorschriften zu häufig nicht berücksichtigt werden. Hier sind umfassend informierte und aktive Schwerbehindertenvertretungen gefordert. Das bedeutet, dass wir Schwerbehindertenvertretungen uns gut vernetzen müssen, um die in unserem Bereich vorhandenen vielfältigen Ressourcen zum Wohle Aller optimal zu nutzen, aber auch, um uns in den Willensbildungsprozess bei der Entstehung von Gesetzen und deren Umsetzung einbringen zu können.

Dass wir hier in der Vergangenheit schon einige Erfolge erzielt haben, zeigt die Entstehung des BTHG. Die Abstimmungen zu unseren Themen, die letztendlich zu den Erfolgen geführt haben, waren in der Vergangenheit allerdings oftmals eher zufällig. Hier wurde ganz deutlich, wie wichtig eine gute Vernetzung und auch gute Kontakte zu politischen Verantwortungsträgern und die größtmögliche Beteiligung der Betroffenen und ihrer Interessenvertreter an Protesten gegen derartige Vorhaben ist.

Daher haben sich etwa 10 Schwerbehindertenvertretungen und Teilnehmern aus der Wissenschaft, den Gewerkschaften und des VdK, zunächst unter dem Dach des DGB zusammengefunden, um sich gegenseitig über ihre Gespräche mit Politikern zu informieren und weitere Vorhaben abzustimmen. Dabei ist allen klargeworden, dass viel mehr Konzern-, Gesamt- und örtliche Schwerbehindertenvertretungen – unabhängig von deren Gewerkschaftszugehörigkeit – in diesen Prozess eingebunden werden müssen. Gleichzeitig sollen die vorhandenen Informationen und Kompetenzen einen möglichst großen Verteilerkreis erreichen.

Am 26. September 2019 haben sich wiederum in Berlin 30 Vertreterinnen und Vertreter verschiedenster Schwerbehindertenvertretungen aus Wirtschaft und öffentlichem Dienst, Organisationen, Gewerkschaften, Verbände, Arbeitskreise auf Landes- und Bundesebene und weitere Akteure getroffen, um ein Netzwerk der Schwerbehindertenvertretungen in Deutschland ins Leben zu rufen. Die Idee ist, eine möglichst große Anzahl von uns Schwerbehindertenvertreterinnen und- Vertretern zu vernetzen, um unsere Interessen zu bündeln, unsere vielfältigen Kompetenzen besser zu nutzen und dieses Netzwerk als einen Ansprechpartner für die Politik, Verbände und Wissenschaft zu etablieren.

Dazu wollen wir das Bundesnetzwerk der Schwerbehindertenvertretungen (BNW SBV) gründen.

Das Bundesnetzwerk der Schwerbehindertenvertretungen versteht sich als ein ehrenamtliches Netzwerk von Schwerbehindertenvertretungen für Schwerbehindertenvertretungen und will zukünftig über eine Internetplattform an unsere Teilnehmer und Interessierte die nötige Kommunikation aufbauen.

Ziele dieses Netzwerks sind darüber hinaus, dass wir uns mit möglichst vielen Schwerbehindertenvertretungen aus Betrieben, Behörden und Kirchen vernetzen, uns gegenseitig über aktuelle Entwicklungen im Schwerbehindertenbereich informieren, bei uns vorhandene Kompetenzen bündeln, uns über beabsichtigte gesetzliche Änderungen unterrichten sowie gegenüber der Politik und Verbänden mit einer Stimme sprechen. Auch wollen wir Aktionen für oder gegen Vorhaben der Bundesregierung abstimmen und uns dabei unterstützen.

Die beiden Berliner Treffen waren der Beginn des Weges. Ein weiteres Treffen soll am 08. Januar in Hildesheim stattfinden zu dem wir noch gezielt einige Arbeitskreisund Arbeitsgemeinschaften-Sprecher einladen wollen. Das Netzwerk wird zunächst von seinem Initiator Alfons Adam geleitet. Unterstützt wird das BNW SBV neben den unten aufgeführten Erstunterzeichnern auch von anerkannten Rechtsexperten wie Frau Prof. Mathilde Niehaus Uni Köln, Herr Prof. Franz Josef Düwell Uni Konstanz, Herr Prof. Wolfhard Kohte Uni Halle und Verbänden, Frau Dorothee Czennia, Sozialverband VdK Deutschland e. V. Weitere Experten sind angefragt.

Wir rufen alle Schwerbehindertenvertretungen und ihre Organisationen auf, sich uns anzuschließen. Jeder, der sich aktiv für behinderte Menschen im Arbeitsleben engagieren möchte und gute Ideen dazu hat, ist herzlich willkommen und kann sich bei Alfons Adam (Email: alfons.a.adam@daimler.com) melden.
Die Erstunterzeichner dieses Aufrufs sind:

Alfons Adam, Bremen, GBV Daimler, Sprecher des AK Automobil
Jürgen Bauch, Verdi Hannover
Silke Bender, GSBV SAP
Nils Bolwig, Frankfurt, GSBV IG Metall
Silke Buchborn, SBV Diakonie Himmelstür, Hildesheim
Bernward Budde, IG-Metall Bildungsstätte Berlin
Jörg Dorka, SBV/Stellv. GSBV Evonik,
Dr. Peter Sdorra, Berlin, HVP der Richter
Katharina Engel, SBV Auswärtiges Amt AGSV Bund
Helmut Fach, GSBV Zentren für Psychiatrie, Bad Suchussenried
Melanie Grunow, ver.di
Robert Haas, SBV Bayrische Versorgungskammer, München
Volker Hansmann, SBV/GSBV Rubber Group
Stephan Heinicke. SBV Arbeitsargentur Osnabrück
Silvia Helbig DGB Bundesvorstand Berlin
Ulrike Hepperle, SBV Leibnitz Universität Hannover
Felizitas Ißelmann, ver.di BAK Behindertenpolitik
Petra Jensen, SBV, Deutsche Angestellten Akademie, Kiel
Josef Kessler, Netzwerk SNOBO
Thomas Klopp, GSBV/SBV ZF Friedrichshafen AG
Jens-Dieter Müller, HVP Ministeriums der Finanzen Brandenburg, AGSV Bund
Steffen Pietsch, KSVP Deutsche Bahn AG
Frank Richter, SBV Deutscher Beamtenbund, SBV
Rainer Ritter, HVP Berlin
Kilian Roth, GSBV Evonik, Arbeitskreis IBW
Jörg Stahl, GSBV, AGSV Länder, Freie Hansestadt Hamburg
Christian Stichternath, SBV Nieders. Wissenschaftsministerium
Uwe Queck, SBV Jobcenter Berlin Lichtenberg
Helmut Weis-Erb, Bundesvorsitzender, SBV, Jobcenter
Martin Wolters, KSBV/SBV, Peine Träger GmbH

 

Bildnachweis: © andyller – Fotolia.com

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